Sol Records
Metal newbie
Joined: Fri Jan 24, 2014 6:34 pm Posts: 224
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Posted: Thu Sep 17, 2020 6:37 am |
COLD EARTH Review in german: https://unholy154.rssing.com/chan-52318 ... 318331a590Es muss um die Jahreswende 2000 / 2001 gewesen sein, als ich mich zum ersten Mal in ernsthafterer Form mit dem Black Metal beschäftigte. Durch die Musik von alten Kapellen wie DARKTHRONE und BURZUM stieß ich auch sehr schnell auf heimatliche Vertreter wie NARGAROTH, wodurch ich wiederum bald auf das Schaffen von Akhenaten bzw. JUDAS ISCARIOT aufmerksam wurde. Was ehemals als Suche nach einem Ventil für enttäuschte Gefühle begann, entwickelte sich mit der Zeit zu einem immer innigeren Verhältnis und Interesse. Einerseits Hingabe, andererseits aber auch Verachtung... Warum aber einen solchen eher persönlichen Teil als Einleitung? Zum einen möchte ich damit zum Ausdruck bringen, wie viel mir der Black Metal auch heute noch bedeutet und was für eine besondere Konstante er in meinem Leben einnimmt. Zum anderen wollte ich aber auch gleich einmal aufzeigen, in welche Richtung sich das hier vorliegende Werk bewegt, denn das Debüt der Horde COLD EARTH aus dem nord-östlichen Teil Deutschlands mit dem Titel Your Misery, My Triumph lässt sich nicht nur als Tribut an jene Zeit der ausgehenden 90er- bzw. frühen 00er-Jahre ansehen, sondern möchte auch explizit als ein solches verstanden werden. Und natürlich lassen sich Referenzen gerade an JUDAS ISCARIOT bereits im Namen, aber auch im Titel finden. Weiter geht es bei der Aufmachung und auch die Textpassagen, sowie die Liedertitel an sich und auch die niedergeschriebenen Liner-notes stellen eine unverkennbare Parallele zu frühen Werken von NARGAROTH oder auch eben JUDAS ISCARIOT dar. Bei COLD EARTH handelt es sich im Gegensatz zu den beiden genannten Kult-Bands jedoch nicht um ein Solo-Projekt, welches auch durch Session-Musiker unterstützt wurde, sondern um ein vier Mannen umfassendes Bollwerk. Die Mitglieder sind allesamt durch andere Bands wie etwa THORYBOS, GRAIL, SHROUD OF SATAN, SHORES OF LADON oder STYGIAN TEMPLE bekannt, entstammen also auch allesamt dem Dunstkreis um die Tonschmieden Sol / Deviant Records bzw. Bleak Bone Mortualia. Das Artwork ist in stilsicherem schwarz/weiß gehalten und zeigt winterliche Naturlandschaften, verfallene Burg- und Klosterruinen, dazwischen immer wieder ein paar markante Auszüge aus den insgesamt sechs Eigenkompositionen. Das siebente Stück auf der CD stellt eine Cover-Version des JUDAS ISCARIOT-"Klassikers"'Spill the Blood of the Lamb' dar. Und auch musikalisch macht gleich der erste Beitrag 'As I Pass Through the Entrance of Void'die Intention einer Hommage mehr als deutlich. Ohne viel Schnörkel und ohne großartiges Intro geht es gleich in die Vollen. Einem mächtigen Sturm aus Dunkelheit, modriger Pest und hasserfüllter Misanthropie gleich lässt man dem Hörer hier kaum eine Gelegenheit um Luft zu holen, noch sich wirklich auf dieses wütende Gewitter vorzubereiten. Und schon jetzt ist mir völlig klar: COLD EARTH haben mich! "...and as I pass amid this moonstruck haze through the entrance now that grew into my gaze..." Nicht viel anders verhält es sich mit 'A Harrowing Gaze of Torment', ebenfalls eine schnelle, jedoch auch recht erhabene Nummer. Die Musik hat hier etwas recht hypnotisches an sich, erinnert mich in Zügen dann auch tatsächlich an alte NARGAROTH (Stichwort Herbstleyd oder auch Black Metal ist Krieg) oder auch TORRENT (ein ehemaliges Projekt zwischen u.a. Kanwulf / NARGAROTH und Akhenaten / JUDAS ISCARIOT - nebenbei bemerkt). "...bring, from the dark and the foul, the pure and the pale and bright upon me and my ashes grey..." Mit 'Following the Voice of Misanthropic Desire'präsentiert man dann auch gleich ein weiteres Stück kompromissloser Schwärze, welches genau das wiedergibt, was sein Titel versprechen lässt. Hier fällt dann auch zum ersten Mal die ureigene Note der Band ins Gewicht, wobei man sagen muss, dass sich das Klanggewand oberflächlich betrachtet nicht sonderlich von dem der vorherigen Lieder unterscheidet, und doch lassen sich hier ein paar feine Nuancen ausmachen, die unverkennbar die Handschrift der Beteiligten tragen. Ähnliches gilt auch für 'Thy Tears of Blood Grace My Eternal Grief'. Einerseits ein Tribut an jene Epoche, andererseits aber auch ein gewisses Etwas, was COLD EARTH über den Status einer reinen Tribute- und Nachspiel-Band erhebt... Der Höhepunkt folgt jedoch mit 'And Then, I Awoke from Deceitful Dreams'. Ein hymnischer Anfang. Langsam, beinahe zaghaft mit anmutigen Chören. Danach folgt ein erneut schnell und kompromisslos nach vorne preschender Black Metal, der jedoch von ein paar dezenten hymnischen Elementen begleitet wird. Auch das Gitarrensolo zur Mitte hin ist hier perfekt in Szene gesetzt. "...oh crescent moon in thy decing beam there lies a grave on hill and plain of those who closed their eyes..." Die letzte Eigenkomposition stellt dann 'Inscriptions at the Cemetery Gates'dar. Ein Lied, welches im Prinzip auch für ein anderes Projekt der Herren hätte geschrieben sein können, wie etwa SHROUD OF SATAN. Woran man dann aber auch wiederum erkennt, welchen Stellenwert der Black Metal im Schaffen der Beteiligten genießt, wie viel Herzblut in ihrer Musik mit einfließt und woraus sie ihre musikalischen Inspirationen ziehen. Durch und durch authentisch. 'Spill the Blood of the Lamb'steht als letztes Lied in der Reihe und stellt somit eigentlich in letzter Konsequenz die Quintessenz dieses Gesamtwerkes dar. Ein großartiges und kraftvolles Nachspiel, welches voller Inbrunst zelebriert wird und daher in meinen Augen eine absolute Daseinsberechtigung genießt (ganz im Gegensatz zu so vielen anderen "Nachspielversionen" - Anm.)! "...the crucified the deep vacuum..." Fazit: Mit ihrem Erstling Your Misery, My Triumph legen COLD EARTH einen durch und durch gelungenen Einstand hin. Das Konzept diesen Werkes sagt mir aber auch einfach in jeglicher Hinsicht zu. Die Hingabe, die Ehrerbietung an diese Zeit, die Sicht auf den "Kult" Black Metal, die Haltung gegen Vermarktung und gegen Kommerz - und nicht zuletzt die Musik an sich! All' das macht dieses Album zu einem ziemlich sympathischen und authentischen Vertreter seiner Zunft, was man ja beileibe nicht mehr von jedem Werk heutzutage sagen kann. Womit ich nun auch wieder zu meiner eher persönlichen Sichtweise aus der Einleitung zurückkomme, denn die Zeilen hier im Beiheft lassen ebenfalls eine tiefe Hingabe zu dem "Kult" erkennen, jedoch bei gleichzeitiger Verachtung für das, was man mit der Zeit aus ihm gemacht hat. Die CD erschien bei Sol Records im Jewelcase mit einem 8-seitigen Beiheft und ist auf 500 Stück limitiert. Eine nachträgliche Pressung auf Platte ist bereits angekündigt! Black Metal the way it was meant to be... radikal, intolerant, hasserfüllt, menschenverachtend und kompromisslos! Gerade in dieser Zeit des Gutmenschentums, der Heuchelei und Speichelleckerei, in der selbst "Black Metal"-Bands Toleranz und das menschliche Leben per se bejahen, bedarf es mehr denn je solcher Bands wie COLD EARTH, für die dieser "Kult" noch mehr ist als eine Wohlfühl-Entertaiment-Spielwiese, und die sich noch der wahren "Wurzeln des Bösen" (wenn ihr versteht, was ich damit auszudrücken gedenke) besinnen!
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